16 Artikel/Aufsätze von Alexej Saweljew

 

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Wesen der Ikone

Die Liturgische Ikone

Kunstgeschichte

Heimatlose Ikone

Dienst der Ikone

Ikonen und Kirche

Die Ikone ist christlich

Der Heilige und seine Ikone

Ikone und Religion

Zwei Kirchen

Ikone und Materie

D i e  H e i l i g e  I k o n e

Kirche und die Ikone

Ikonen-Schreiber

Ikone ist keine Tradition

Denken ist menschlich!

 

 

Lieber Besucher!

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Wesen der Ikone

Die Künstler haben es gut. Man malt einen repräsentativen "Onkel" mit Philosophenbart und Schwert, der Rest wird der Zeit, dem Stil, der Mode angepasst, und die moderne Kirche ist bereichert um ein Bild oder eine Plastik des heiligen Apostel Paulus.
Wenn aber das Schwert verloren geht, was dann? Es bleibt nur der "Onkel" mit Philo- sophenbart. Ohne Schwert ist der heilige Apostel ungültig! Die Ikone hat, kennt und braucht keine Attribute, alle Erkennungsbeigaben sind überflüssig.
Von Anfang an wird aus Liebe zu dem dargestellten Heiligen seine persönliche Ähnlich- keit erhalten, bewahrt und überliefert. Es ist gleich, woher eine Ikone stammt, auch gleich wie alt die Ikone ist, eine Ikone des heiligen Apostel Paulus bleibt immer eine Paulus-Ikone, die auch seinen Namen trägt.
Die Beschriftung als Vollendung der Ikone ist Bestätigung ihres inneren Wahrheitsge- haltes. Beschriftung ist auch Zeugnis, Nachweis, dass die Ikone Eigentum des Darge- stellten ist.
Die beschriftete Ikone soll geweiht werden. Durch die Kraft der Mysterium- Weihe wird die Ikone in den Dienst der Kirche aufgenommen.
Christen sind überzeugt, dass die beschriftete und geweihte Ikone durch die Anwesen- heit des dargestellten Heiligen in der lebenden Kirche am Gottesdienst beteiligt ist.
Man spricht deshalb auch von der lebenden Ikone: Christentum ist kein Kraftakt Gottes, auch nicht ein Beweis seiner Macht. Aus Gottes Herrlichkeit (doxa) ist Leben in Liebe, Christentum, geboren. Gottes Schönheit wird deutlich sichtbar durch SEINE WERKE, den heiligen Menschen.
Um die Heiligen, die einen wesentlichen Teil unserer Kirche bilden, besser kennen, lieben und ehren zu können, ist uns die lebende Ikone gegeben worden. Die Kirche ehrt und feiert die heilige Ikone; sie ist ein Ort, wo das Heiligtum mit Freude empfangen wird, um an Gottes Schönheit teilzunehmen. Gottes Herrlichkeit und unsere Zukunft können nicht getrennt werden, ohne die Schöpfungsharmonie zu zerstören.

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Kunstgeschichte

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. "...es sollen wimmeln die Gewässer von
Lebewesen und Vögel am Himmelsgewölbe fliegen..." Dann sprach Gott: "Die Erde
bringe lebendige Wesen nach ihrer Art hervor, Vieh, Kriechtiere und Feldtiere..." Bevor der Mensch erschaffen wurde, haben die Vögel des Himmels und alles Getier, das sich auf Erden regte, aus Freude am Leben gespielt, gesungen,getanzt. Das Spiel ist Anfang und Voraussetzung für alle Künste!
So ist Schönheitsbedürfnis und Kunstsinn den Tieren schon immer angeboren, gegeben.
Dann sprach Gott: "Lasset uns nach unsrem Vorbild Menschen machen..." Und auch
Menschen spielten, sangen und tanzten; sie schmückten sich und ihre Umgebung mit
schönen Sachen und bunten Farben. So wurde aus Freude am Leben, Gefühl für Ästhetik, Schmuckverlangen und Spieltrieb die gesamte Kunst geboren, die wie ein mächtiger Baum fest in allen Lebensbereichen wurzelte.
Der Stamm dieses Kunst-Baumes fügte sich zusammen aus vielen Kulturen, geformt,
geprägt von begabten Künstlerpersönlichkeiten. Im Laufe der Zeit entwickelten sich daraus zwei Zweige, die darstellende und die bildende Kunst.
Somit ist Kunst keine Kultur, nur Frucht einer Kultur, die als Schmuck, Genuss
oder Unterhaltung dem Menschen dient, der Mode nach! Es ist schön, wenn Künstler
voll Poesie und Phantasie Bilder malen; wenn aber die gleichen Künstler in die
verklärte Welt der Ikone eindringen, entsteht automatisch klassischer Kitsch -
Gott wird "verständlich" gemacht.
In der Kunst spielt der Name die wesentliche Rolle! Ohne Namen kann praktisch
kein Künstler leben. Ein Madonnenbild hat erst dann einen Wert, wenn es von
einem Rubens oder Raffael stammt. Eine Gottesmutter-Ikone hat und braucht keinen
Raffael; die Ikone ist Eigentum des Dargestellten, aber nicht des Darstellers!
Durch die Christus-Ikone wird Christus geehrt, aber nicht der Ikonograph; er ist
nur Gottesdiener, Träger der Heiligen Überlieferung, und nur Gott allein kennt
seinen Namen.
Psychologie der Bildbetrachtung:
Das griechische Wort Eikon bedeutet Gleichnis, Ähnlichkeit oder Persönlichkeit;
das Bild dagegen Pinax, Idyll oder Idol. Es gibt einen Isographen, Ikonographen
oder Hagiographen, der die heilige Persönlichkeit aus der Überlieferung ohne
eigene Phantasie beschreibt. Wenn ein Kunstliebhaber ein Bild betrachtet,
entsteht immer eine intellektuelle Handlung. Das Gemälde wird logisch in
Details zerlegt, Stück für Stück analysiert, untersucht und kritisiert, dann
nach Geschmack und Verstand beurteilt.
Bei einer Ikone gibt es nichts zu analysieren und zu kritisieren! Vor dem
Heiligtum schweigt der Verstand! Demütig wird die heilige Persönlichkeit aus der
verklärten Welt festlich empfangen. Alles andere ist Theorie.
 

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Dienst der Ikone

Der Mensch, Kreatur Gottes, besteht bekanntlich aus Haut und Knochen, wie wir es aus- wendig wissen. Gleich darauf folgen Gottes-Vernunft, Menschen-Verstand und modern- unmenschlicher Intellekt. Dazu blüht ein bunter Strauß von süßen, bitteren, saueren, jedoch immer verführerischen Gefühlen mit dem "Herzen" in der Mitte.
Lebt der "Mensch" dem Fleische nach, wird aus ihm ein gefräßiges Tier! Jagt er mit dem Intellekt nach vorne, entsteht der kalte, trockene "Funktionär" oder "Beamte", der eigene Gesetze schafft und danach "lebt"!
Lässt sich der "Mensch" nur durch Gefühle leiten, wuchert er zu einem formlosen Gebilde aus, das mit süßen Emotionen, phantastischen Illusionen und fanatischen "Ismen" vollgestopft ist.
An vierter Stelle, hinter Fleisch, Verstand und Gefühl lebt die Seele, die auch in Tieren und Pflanzen lebt? Innenleben und unsterbliche Substanz?
Die gesunde Seele - wissenschaftliche Psychologie - fördert das Leben? Die kranke Seele - Psychiatrie - hindert das Leben? Entweicht sie nach dem Tod? Weit verbreitet ist die Meinung, dass die Seele aus einem Wesen in ein anderes wandert.
Stellen wir fest: Die Seele hat mit Leben zu tun! Gott hat mit Leben zu tun! Dadurch wird die Seele zum Verbindungsglied zwischen menschlicher Kreatur und Gottes Geist. Durch die Seele wird der Mensch von Gott vergeistigt!
Im Christentum wird deutlich sichtbar, dass Gefühl, Vernunft und auch das Fleisch mit Liebe, Wahrheit, Weisheit und Freiheit durchtränkt sind, gleich einem Schwamm voll Wasser. So leben die Christen im Zustand der Gnade schon jetzt außerhalb von Raum und Zeit! Aus Gott-Vater, durch Gottes Sohn, mit Gott, dem Heiligen Geist wird die christ- liche, Liebe spendende Kirche gegründet! Eine Kirche, in der der Schöpfer-Gott mit seinen Geschöpf Mensch durch das eucharistische Mysterium verwandt werden!
So ist die Kirche der Ort, wo der Tod seine Macht verloren und das Leben (=Liebe) keine
Grenzen mehr hat. Aufbau, Gestaltung und Erhaltung der Kirche wurden den heiligen Aposteln, Kirchenvätern und Märtyrern anvertraut.
Den Schutz über unsere Kirche hat die Gottesmutter selbst persönlich übernommen. Die Apostel erstellten das beständige Fundament, die Kirchenväter bauten darauf die Kirche, die Märtyrer festigten die Kirche in der Nachvollzugskraft des Christus-Leidens! Heute mehr denn je zuvor!
Somit haben wir eine Kirche bestehend aus zwei Teilen. Der wesentliche Teil ist der "himmlische", ohne den unsere irdische Hälfte keinen Sinn hat und zum "stumpfsinni- gen sterbenden Verein" ausartet!
Die Ikonstase zeigt, wie durch die persönlichen Ikonen die Heilsordnung und die heilige Anwesenheit bewahrt bleiben. Die Ikonstase ist die Seele der Kirche, die die mensch- liche Gemeinschaft mit der göttlichen Heiligkeit verbindet und zur einen lebenden Ein- heit werden lässt!
                             Das Leben in Gott - nicht die Lehre von Gott!

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Die Ikone ist christlich

Bitte verlassen wir die Kunst und den damit verbundenen Menschendienst; eine reiche Welt der Ästheten, der Genießer und Konsumenten.
Suchen wir die übersinnliche und verklärte Welt auf. Alle Konfessionen, Religionen und Glaubenslehren sind von gottsuchenden Menschen erfunden worden. Es gibt heute über 300 "christliche" Kirchen und jede glaubt, allein die richtige bzw. die "Richtigere", die wahre Lehre zu vertreten, zu besitzen.
Christentum ist aber keine Konfessions-Lehre (Theologie), sondern die Gottes Gnade, die nur intellektfrei erfahren werden kann, auch durch lebenden Inhalt der Ikone!
Gottes Vergebung -der neue Bund- hat durch die Menschwerdung und Auferstehung des Sohnes Gottes das gesamte Universum in einen Zustand der Wahrheit und der Liebe gebracht. Jesus Christus hat durch seine Gegenwart und aus der heiligen Überlieferung
SEINE EINE KIRCHE gegründet, die keine Theologen zerstören können!
Die heilige Überlieferung ist nicht nur Sammelstelle für Traditionen, Sitten, Riten und Kulturen, sondern Gebrauchsanweisung für die geoffenbarte Wahrheit!
Gott ist Leben, ohne sein Leben kann es kein Leben geben! Christliche Überlieferung bewahrt den Sinn des Lebens; sie ist Quelle der Heiligen Schriften!
Der Abendmahlstisch (Agia Trapesa) mit der Ikonostase (Diastyla) und der geweihte Priester sind überlieferte, triumphierende, feierlich dienende (liturgische) Kirche selbst.
Die Ikonostase öffnet uns durch die heilige Pforte das Reich der Gottesanwesenheit; einen Raum, wo der Kern der Kirche - der Abendmahltisch - Christus-Gegenwart trägt. Dort ist der Priester befähigt unter der Leitung des Heiligen Geistes Mysterien der Kirche zu verwalten.
So wie die Kirche, ist auch die Ikone aus Gottes Liebe zu uns geboren, und aus der Liebe zu Gott lebt sie! Noch mehr: Die Ikone ist Gottesdienst an uns und unser Dienst an Gott, geweiht für den Dienst der Kirche! Schließlich: Für unser Heil ist die Ikone immer mit der Person Jesus Christi verbunden! Ohne Heiligtum können die Christen nicht sein; so sind auch die Ikonen in jedem Haus zu finden und sie sind nach Osten gerichtet, der Richtung des Gebets.
Seit Urzeiten war das Feuer die Versammlungs- und Opferstelle der Sippe. Die Familie hält sich im Kreis um den Herd auf. Heute noch meditieren die Gemütvollen gern gemeinsam am Kaminfeuer. Bei Christen ist nicht mehr Feuer das Lebenszentrum, sondern der Tisch. Über dem Tisch stehen (nicht hängen) die Ikonen; davor brennt immer ein Licht, und das gemeinsame Gebet vereint alle am Tisch und die geweihten Ikonen.
So gehen die Christen nicht in die Kirche hinein und aus ihr heraus, sie verlassen die Kirche auch zu Hause nicht!
Der prachtvolle Bau am Platz, der reich geschmückt ist mit Kuppeln und Kreuzen, mit Fresken und Mosaiken, mit Gold, Brokat und Edelsteinen ist der Festraum, wo die göttlichen Mysterien als Mittel der lebensspendenden Gnade würdig und feierlich em- pfangen werden, wo durch die besondere Verehrung die Festtagsikonen den Lebens- rhythmus der kosmisch-christlichen Kirche über Raum und Zeit begleiten.

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Ikone und Religion

Da der Mensch nach Gottes Ebenbild geschaffen ist, trägt es Gottes Gegenwart mit sich, ist lebende Ikone Gottes! Weil Menschwerdung Gottesgeschehen ist, kann Gottwerdung des Menschen vollzogen werden!  "Christ erkenne Deine Würde!" (Hl. Leo der Große)
Als würdige Christen versuchen wir heute und hier den Unterschied zwischen heiliger Ikone und religiöser Kunst zu erkennen. Es ist nicht schwer. Die Christen haben mit ihrem Leben keine Probleme - sie erhalten es geliehen und sehen es als Aufgabe, das Gelieh ene in Freiheit und Freude unverdorben zurückzugeben.
Das ist alles! Und einfach! Andere sehen das Leben als Geschenk, über das nach ei- genem wollen verfügt werden kann oder andere darüber verfügen , dann entstehen Probleme! Da alle Probleme künstlicher Natur sind, ist es natürlich, dass daraus nur künstliche Religionen erwachsen und gedeihen können. Religionen gibt es in großer Zahl, fast alles leere Formen, die jeder füllen kann, womit er will! Ohne Fanatismus gibt es keine Religionen! Alle Religionen haben, um sich zu bestätigen, den Glauben miss- braucht und verfälscht!
So hat jeder Religionsgründer seine eigene Glaubenslehre erfunden, in der nicht Gottesdienst, sondern eigene Lehre und Interpretation in der Mitte steht, die mit aller Kraft verteidigt werden muss.
So lebt der religiös programmierte Mensch praktisch und bequem, er glaubt nur das, was ihm beigebracht wird und erlaubt ist -das, was er will-
Denken wird nicht verlangt! Eine Unzahl sowohl theologischer Schriften als auch Kunstgeschichten werfen die christliche Ikone und religiöse Kunst in eine Schale. Die Mischung lässt einen "Salat" von "Erdbeeren" und "Salzheringen" entstehen. So ist es nicht verwunderlich, dass seit dem 13.Jhd. Bis heute die würdigen Christen mit "verdorbenem Magen" und schlechtem Gewissen behaftet sind.
Durch theologische Akrobatik ist ortsweise die Mysterium- Kirche von künstlichen Religionen überrollt worden! Dort wurden aus liturgischen Ikonen profane Kunstbilder, die alle tief religiös sind. So wird versucht, Gott als gutmütigen Greis verständlich zu machen, den Sohn Gottes als Leiche und die Gottesmutter als hübsches Mädchen.
Aus Gottesdienst wird Menschendienst, aus dem Priester Beamter, aus der Kirche ein Amt und das nach Belieben! Es wurden Theologien betrieben, wissenschaftliche Predigten gehalten, ökumenische und "Friedens-Bewegungen” gegründet, unzählige Unionen, Tagungen, Akademien, Institute, Seminare usw.. Und die würdigen Christen? Sie laufen fort und suchen Heil bei Gurus...!
Gott ist allmächtig, doch ER zwingt uns nicht mit Gewalt, seinen Willen zu erfüllen!
"Sollten wir untergehen und Gottes Welt verlieren, so wird es unsere Schuld sein", sagt uns heute der große Gottesdiener Alexander E. Solschenizyn.

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Ikone und Materie

Die ikonographische Überlieferung ist einer Kirche eigen, in der das Himmlische und das Irdische nicht getrennt erden. Darum erhebt sich die Ikone aus der irdischen Wirk- lichkeit über die physischen Gesetzlichkeiten. Licht und Schatten, Zeit und Ort, Perspek- tive und Anatomie, die gewohnte Farbgebung, verlieren ihre Bedeutung.
Die Ikone besteht aus zwei Teilen. Die erste ist der Wesentliche: Die Darstellung der heiligen Person, deren Namen sie trägt und die wir kennen. So muss in der Ikone das Wesen des Dargestellten erkenntlich beschrieben werden und die Tradition (würdige Überlieferung) unverletzt bleiben.
Für den zweiten Teil werden handwerkliche Fähigkeiten gebraucht und Verständnis für das Leben der Materie, die die äußere Form der Ikone ausmacht. Die uns umgebende Materie ist nicht einfach nur tote Substanz, sondern hat ihr eigenes, oft sehr intensives Leben. So sind z.B. Farben eine bunte Gesellschaft mit viel Eigensinn und Stimmungen. Farben sind ungern allein. Erst das Zusammenleben bringt sie richtig in Schwung. Wenn der Nachbar ihnen zusagt, singen und spielen sie, wenn nicht, so schimpfen und zanken sie miteinander und werden schwermütig. Als verspielte Individualisten ver- mischt in einem Topf werden sie blass und unglücklich. Das Wesentliche aber an dem Farbenvolk ist seine Gesinnung. Da gibt es kein Proletariat, alle stammen aus könig- lichem Hause und sind Prinzen und Prinzessinnen. Z.B. die in bescheiden majestä- tischer Schönheit unerreichten Geschwister Ocker.
Das jüngste, das Natur-Ocker, ist zart, warm, sehr anpassungsfähig, und es vermag aus jedem Nachbarn einen Freund zu machen.
Die Schwester, Gold-Ocker, ist sehr wählerisch, sie findet nur schwer Freunde und ist herrschsüchtig.
Die Farben sind Sonnenkinder und können nur im Licht ihr farbiges Treiben entfalten. Im Dunkeln schlafen sie farblos. Farbpulver besteht aus winzigen Prismen-Kristallen. Sie sind die eigentliche Farbmacht. Sie brechen und zerlegen das Sonnenlicht in seine Spektralfarben und das, was sie für das eigene Leben nicht brauchen können, werfen sie weg und strahlen es uns in die Augen. Das, was wir zu sehen bekommen, ist einfach Abfall. So macht es mit uns auch die Pflanze. Mit ihren Chlorophyl-Kristallen sucht sie sich die warmen, roten Teile des Sonnenlichtes und wirft das kalte Gelb und Blau weg. Und wieder bekommen wir Müll zu sehen; nämlich das Grün. Erst wenn die Pflanze gestorben ist und die Chlorophyl-Kristalle zerstört sind, sehen wir die eigentliche Farbe der Pflanze, das Rot-Gelb des Herbstlaubes.
Für die Herstellung von Ikonen werden hauptsächlich die Mineralfarben, die Erdfarben, verwandt, nämlich Ton und Steine, die in der Natur durch Metalloxyde gefärbt sind. Diese Naturfarben werden gereinigt, gemahlen, gewaschen, getrocknet und gesiebt und wenn nötig, gebrannt. Dann kommt es darauf an, dieses wunderbare Material auf eine Fläche zu binden.
Gott ist Licht, Liebe ist Licht, Freude ist Licht, darum leuchten die Ikonen. Aber die ersten Ikonen aus der Apostel-Zeit waren gar nicht leuchtend, ausgeführt in den damals überall üblichen Wachsfarben (Enkaustik), waren sie farbarm und stumpf. Versuche mit Mosaik-Ikonen haben auch nicht das Richtige ergeben. Man dachte nach: Gott ist einfach, Liebe ist einfach, Freude ist einfach, so müsste die Ikone auch sein. Nicht komplizierte Farbbindungen, nicht raffinierte Maltechniken sind bei der Ikone maß- gebend, sondern Liebe zu Gottes Schöpfung und Freude über Gottes Gnade.
So hat man das Wachs, die Mosaiksteinchen und übrige Temperari  (Bindemittel) den Künstlern überlassen. In geweihtem Wasser dünn angerührt, durch einen Hauch Schleim ins Gleichgewicht gebracht, lassen sich die Farbkristalle auf schneeweißem Grund in leuchtenden Schichten auftragen, so dass jedes einzelne Farbkörnchen von allen Seiten belichtet werden kann. Und es leuchtet wie ein Edelstein und wurde auch als solcher behandelt.
Diese Schichtmalerei erlaubt eine optische Mischung der Farben, so dass z.B. die rote Farbe mit der grünen überdeckt, die erste durch die zweite sauber hindurchleuchtet und der weiße Untergrund durch die beiden.
Die fertige Ikone wird mit einer Ölschutzschicht versiegelt. Die Ikonen sind schön und strahlen Liebe. Die Ikonen sind Liebe und strahlen Schönheit, die geistige Schönheit des Dargestellten (Abbild des Urbildes).

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Kirche und die Ikone

Ohne lebende Kirche gibt es keine lebenden Ikonen! Ohne Ikonen gibt es nur sparsam lebende Kirchen!
Aus dem Licht der Liebe und der Freude aus der verklärten Welt, die wir nicht sehen können, kommt die Ikone zu uns, von Jesus Christus persönlich für unser Heilung gebracht: Das nicht mit Händen gemachte Antlitz, das im Jahre 1204 während den Plünderungen durch die Kreuzfahrer verschwand.
Von dem Sinn der Kirche versteht jeder nur das, was er nach seiner Bildung und seinem Denkvermögen verstehen kann. Zu erkennen ist am besten das, was der Mensch anfas- sen kann: Kirchen-Betriebe, Gemeinde oder Verein von gleichgesinnten Gläubigen, die durch Macht und Recht von humanen Schreibtisch-Theoretikern dem frommen Menschen "begreiflich" gemacht wird.
Ohne Gottes Gnade sind alle Betriebe und Vereine praktisch keine Kirchen, sondern Nährboden für die "christlichen " Sekten, die auf Übungen der Frömmigkeit fixiert
und beschränkt sind. Die Jesus Christus-Kirche ist allumfassendes Mysterium, ein feier- licher Empfang der Anwesenheit des Dreieinigen Gottes. Die wirkliche Kirche und die wundertätige Ikone leben dort, wo die Freude über die Befreiung von der Sinnlosigkeit des Todes durch Gottes Sohn wirken kann!
Aus Gottes Geist heilig gewordene Christen sterben nach Erfüllung ihrer Aufgabe nicht. Es ändert sich nur die physische Form, aber nicht das geistige Sein.
So ist die Kirche kein Amt, sondern Triumph der herrschenden Freude ohne "aufge- blasene" Theologien und streng ausgearbeitete Dogmatik.
Im Dienst der Kirche nimmt die würdige Ikone an der rettenden Gegenwart Gottes teil. Um die heilende Wirkung der Ikonen nicht zu versäumen, haben die Christen in jedem Ostwinkel auch zu Hause Ikonen feierlich mit Lämpchen als Sinnbild der strahlenden Liebe aufgestellt.
Die Ikone wird nicht verehrt. Sie ist nur Träger des himmlischen Teiles der irdischen Kirche. Vor ihr beugt sich der dankbare Mensch! Die dargestellte heilige Persönlichkeit wird liebevoll begrüßt und zum gemeinsamen Gebet in der liturgischen Festzeit ein- geladen, wo es weder Schmerz noch Traurigkeit gibt.
  

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Ikone ist keine Tradition

Das Christentum ist die natürliche Gabe Gottes, die durch Jesus Christus gegründete neue Ordnung des Lebens. Instinkt kommt aus der alten Ordnung, wo Kreaturen auch heute noch damit leben können. Die Tradition ist aus dem Instinkt ins Christentum mitübernommen und bleibt eine "einprogrammierte Verhaltensweise". Das Wieder- holungsspiel worunter besonders die Kirchenbeamten leiden.
Die Christus-Kirche ist ein lebender Organismus. Die Formen der Kirchen werden ge- staltet durch: Sitten, Gebräuche, Riten, Tradition und durch den Zeitgeist.
Das Christentum durch Mysterien, Evangelium, Liturgie, die Liebe und Gnade Gottes und die Ikone.
Sie sind keine Tradition! Von Anfang schöpft die Kirche Sinn, Kraft, Leben und Gnade allein aus der heiligen christlichen Überlieferung (Lebens-Erfahrung mit Gott...ohne Gott).
Leider haben die meisten wissbegierigen Theologen das Leben der Kirche übersehen. Die christliche Überlieferung wurde ideologisch verkannt, machtpolitisch angepasst und praktisch vergessen, verändert, verleugnet.
Die Traditionen sind aber Lieblingsbegriffe der Lehrer geworden, die unzählige Glau- benslehren erfinden, diese dann für die Wahrheit halten und entsprechend lehren. Was ist, wenn selbst diese Traditionen in Frage gestellt werden oder der Maxime "der Zweck heiligt die Mittel" angepasst werden?
Wenn wir heute in der bunten Gesellschaft der "Kirchen" -innerhalb unserer "multikul- turellen Gesellschaft" - Sekten suchen wollen, braucht man sich nur nach den Tradi- tionen umsehen. Fast jeder "Verein" hat eigene; die allein sind richtig.
Das lebende Ikonenzentrum ist kein Museum und keine Ausstellung, das antiquarische Kunst-Exponate präsentiert. Das Ikonenzentrum hat sich eine "unmögliche" Aufgabe gestellt: Durch die Christliche Überlieferung die ökumenische Ikone dorthin zu bringen, wo sie schon vor 700 Jahren zu Hause war, in der christlichen Kirche des Westens, wo heute Gotteshäuser und Meditationsräume schrankenlos wuchern (und immer weniger benötigt werden).

9

Die Liturgische Ikone

Alles, was aus Gottes Liebe mit uns geschieht, ist seine Liebe und Gnade! Das was aus unserer Liebe zu Gott geschieht, ist liturgisch!
Die Christus-Kirche hält unverändert fest an den beiden ersten ökumenischen Kon- zilien, die eine Person des Dreieinigen Gottes von Irrlehren befreit haben. Im Dienst der ungeteilten Kirche haben die Kirchenväter bestätigt, dass Gottes Wesen für uns Menschen unverständlich bleibt. Aber die Christen dürfen den unbegreiflichen Gott lieben und in Gott leben. Leben - nicht lehren von Gott!
Die heilige Kirche hat von Anfang an (schon zu Pfingsten) die Liturgie mit der Ikone für uns aufbewahrt und überliefert.
Verfasst hat die Liturgie der heilige Apostel Jakobus der Jüngere. Nach dem Ende der Christenverfolgung haben die Kirchenväter sie ausgebaut und vollendet.
Liturgie, das ist keine vorgeschriebene Theorie von Gottes-Dienst-Ordnung, auch keine Sammlung von Gebeten und frommen Liedern, sondern unsre bewusste Handlung:
Kreative Dynamik in Gottes Nähe! Auch lebende Kirche ist keine organisierte Lehr- anstalt oder Versammlung der Gläubigen, sondern Triumph und Freude über die euch- aristische, liturgische Einheit des Menschen mit seinem Schöpfer!
Die Kirche ist auch kein Werk des Menschen, sondern sie ist die Schöpfung Gottes für die Welt!
Durch die Menschwerdung Gottes ist die Kirche ein Heiliger Ort, wo die Auferstehung Christi liturgisch gefeiert wird. Liturgisch ist auch die Ikone, die aus Gottes-Liebe zu uns geboren und aus unserer Liebe zu Gott festlich in der Kirche lebt!
Daher sucht das einsame Ikonenzentrum nicht nach dem Glauben, sondern versucht Gottes Anwesenheit durch seine Werke liturgisch aktiv zu empfangen. Mit viel Gefühl und Verstand belehren, erzählen, erklären und predigen die "Auch-Christen" von Gottes Liebe zu uns. Über unsere Liebe zu Gott können sie wenig berichten, der allmächtige Intellekt lässt es nicht zu.
Durch Zeitgeist und gefühlvolle caritative Nächstenliebe stirbt die Kirche langsam am Humanismus! Durch die Unzahl von neuen Religionen (Esoterik, Ethik) und Traditionen wird auch das Christentum durcheinander gebracht! Ohne das Christentum stirbt unsere Erde wissenschaftlich an Sinnlosigkeit!

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Heimatlose Ikone

Der Westen, das kein Volk, auch kein Land oder Kontinent, das ist eine Lebensauf- fassung. Geprägt durch das germanisch-römische Recht und geformt durch die Politik des Vatikans. Der Westen war immer unterteilt: Nach Hirten und Schäfchen - nach Obrigkeit und Übrigkeit - und heute nach Betrügern und Betrogenen. Politisch wurden im Westen die Gottes-Rechte zuerst verschwiegen und dann diplomatisch durch Menschen-Rechte ersetzt.
Damit wird die Grundlage für den sozial-humanen Rechtsstaat geschaffen, wo alle Menschen vor dem Gesetz und vor Gott gleich sein sollen und mit gleichen Rechten geboren werden!?
Dadurch ist der Westmensch um die Wahrheit und Würde der Persönlichkeit betrogen, er wird dem "Mitmenschen" gleichgestellt und als "Spießbürger"(mündiger Bürger, Bürger in Uniform) vom Heiligtum befreit. Das größte Recht des "befreiten Bürgers" ist das Eigentum - damit werden eifrig auch eigene Kirchen erfunden und gebaut. Mit diesen Staatskünsten hat die Christus-Kirche nichts zu tun.
Aus Gottes-Rechten geboren und aus christlichen Pflichten (Verantwortung und Liebe) lebt die Kirche im übernatürlichen Zustand der Gottes-Gnade.
Auch als Wunder des Heiligen Geistes lebt das Ikonenzentrum mit dem kühnen Unter- fangen dem "braven und mündigen Bürger" durch die Ikone heilige, christliche Über- lieferung zurückzubringen!

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Ikonen und Kirche

Um Kunst zu erforschen sind ganze Bibliotheken zusammengestellt. Es wird noch mehr geschrieben werden, weil sich das menschliche Verhältnis zur Kunst ständig ändert.. Das was gestern noch Kunst war, ist heute zum Kitsch geworden. Müll von heute wird
Zeit bedingt Kunst von Morgen.
Auch über die Ikonen werden viele Gedanken geschrieben, leider meist von den gleichen Ästheten, die auch Kunst gefühlvoll untersuchen, kritisieren und analysieren. So wurde etwa von Anfang an - etwa vor knapp 100 Jahren- die Ikone mit viel Verstand und Zärtlichkeit in die Bildende Kunst zur Lebensverschönerung unwiderruflich
aufgenommen. Den Kunst-Professoren haben sich später die Theologiewissenschaftler angeschlossen, die durch Frömmigkeit und realistische Mystik die Ikone metaphysisch erklärten. Dazu kommen auch kunstbegeisterte Sammler und geschäftstüchtige Händler, die viele Geschichten über die Ikonen wissen (mit Zertifikat!). So ist eine reich- haltige Fachliteratur erstanden! Sie wächst und gedeiht in vielen Sprachen durch kostbare Bände mit prachtvollen Reproduktionen von würdigen und wundertätigen Ikonen. Diese Bände sind sehr teuer!
Dass die Ikonen christlich sind, haben auch die vom Heiligtum befreiten Bürger erkannt. Nach UDSSR- Statistiken wurden allein aus Russland, dem Volk geraubt, in den Westen
durch "Mesch-Torg" 21 Millionen Ikonen gegen Devisen verkauft. Über die gestohlenen Ikonen wird nicht gesprochen. Damit kann sich jetzt jeder anständige Snob zum Teppich passende Ikonen an die Wand nageln - hängen.
Weltweit ist die Ikone als Geldanlage und Werteschmuck, als Amulett und Meditations- vorlage aktuell und Mode geworden. Unzählige Malkurse, Seminare, Vorträge, Ausstell- ungen führen uns in das Labyrinth der Geheimnisse der Ikonen.
Es wird verraten, erzählt und geschrieben, dass die Ikone als Fenster, Tor, Brücke oder Leiter in die Ewigkeit dient und nur aus diesem Fenster zu benützen ist. Für die Ikonen ist das Alter maßgebend. Das Holz, die Eier, das Gold und die Farben müssen alt sein. Die echte Ikone soll mystisch und dunkel sein, als uralt angeboten werden.
Was die Vielzahl der Bürger und frommen Menschen wie auch viele Christen nicht
begreifen können - und wollen ist: Das Ikonenzentrum in Kautenbach hat aus der Gnade Gottes die heilige christliche Überlieferung -die Ikone- in den Westen zurück-gebracht! - Sonst nichts!

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Der Heilige und seine Ikone

Die Atmosphäre ist die gasförmige Lufthülle der Erde, in der physikalisches Leben von Mensch, Tier und Pflanze möglich ist. Der nach dem Gottesgleichnis geschaffene Mensch braucht eine übernatürliche Atmosphäre, um als Mensch leben zu können.
Mit der physischen Atmosphäre beschäftigen sich die Meteorologen und das
Wetteramt. Es zerstören sie allein die Hab- und Machtsüchtigen.
Welche Wissenschaftler sind für die Wirklichkeit der verklärten menschlichen Atmosphäre zuständig? Sind das die modernen Gottessucher, rechthabende Theo- logen oder humane Politiker, die mit Verstand alles verhandeln und verschandeln können?
Geistliches Leben hat mit keiner Wissenschaft etwas zu tun! Das ist Gottes-Dienst an seinen Menschen und Dienst des Menschen im Auftrag des einen Gottes. Sendung und
Empfang, Empfang und Sendung schaffen einen geschlossenen Kreis, das Leben ohne
Grenzen - das Christentum. Christentum ist keine Religion und keine Konfession!
Aus Gottes Gnade zum Leben berufen besteht die eine Kirche aus Tatkraft, Zeiten, Räumen, Menschen und lebenden Ikonen! Heilige Taten, das sind Mysterien, empfangen und gefeiert von den Christen in und mit der Kirche. Auch durch das Mysterium Weihe
wird die Ikone in Gottes Dienstplan aufgenommen. Heilige Zeiten, das ist unser Lebens- rhythmus, vollzogen durch die liturgischen Feste der Kirche, auch mit Teilnahme der Ikonen. Heiliger Raum, das sind Plätze, Orte, in denen Kirche und die Ikone ohne Zwang der Gefühle wirken können. Heilige, das sind für uns auserwählte, durch Gottes Gnade
und Liebe bestimmte, von der Kirche bestätigte (oder auch nicht), in Freiheit lebende Persönlichkeiten.
Heilige Ikonen stehen im Dienst der Kirche. Sie bringen die würdige Anwesenheit des Dargestellten und sorgen auch für Reichtum der geistlichen Atmosphäre in unserem Leben. Das Wesentliche, der Inhalt der Ikone lebt und bewirkt auch Wunder. Die Formen
und Materie sind nur schöne Verkleidung und Verpackung, das was die "schmalspuri- gen" Ästheten nur sehen können.
Das lebende Ikonenzentrum stellt die Gottesfreude vor, die aus der christlichen Über- lieferung zu uns gekommen ist, damit wir Gottes Schönheit und seine ewige Güte wahrnehmen, erfahren und erleben können  - in Kautenbach wie überall.

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Zwei Kirchen

Es wurde erzählt, dass ein exotischer Diplomat in einem Pariser Hotel elektrische Steck- dosen abgeschraubt hat. Auf die Frage, warum er das getan habe, erklärte der Mann: "Die werde ich zu Hause einschrauben und einbauen und dann, dann werde ich überall Licht haben!" Logisch?
Im Ikonenzentrum in Kautenbach geschieht sehr oft ähnliches. Anstelle von exotischen Diplomaten kommen Eurokraten, die strahlend berichten, dass sie Ikonen gekauft haben.
Auf die Frage: "Wer ist dort dargestellt, wem gehören die Ikonen?", macht man große Augen und sagt: "Mir gehören sie! Ich habe sie bezahlt!" Logisch?
Viele Jahre versucht das Ikonenzentrum zu erklären und zu dokumentieren: Die Ikone ist christlich. Die Ikone ist nicht für Menschen bestimmt und wird nicht für sie herge- stellt. Die Ikone ist immer Eigentum des Dargestellten. Die Ikone ist kein Handelsobjekt und auch kein Gebrauchsgegenstand. Wenn die Steckdose Sinn haben soll, muss sie ans Stromnetz angeschlossen werden- sein.
Auch die Ikone soll mit dem Gottesdienst der christlichen Kirche fest verbunden sein. Von der Kirche getrennt, kann die Ikone nicht mehr Leben sein und wirken!
Nur die leeren Formen wie altes Holz, Gold, kostbare Holzwürmer und geliebte Patina bleiben übrig!
Die Ikone ist kein Automat, wenn sie am Strom Gottesdienst angeschlossen ist. Aus dem Zustand und der Kraft der Liebe strahlt sie heilende Wirkung aus und wird wunder- tätig! Für den Gottesdienst haben die Christen zwei Kirchen "geerbt", die nur untrenn- bar lebensfähig sind! Die eine ist die Alltagskirche. Sie würdigt das Familienleben zu Hause, wo auch durch die Ikone Heiligkeit überliefert, gepflegt und bewahrt wird. Ohne
die intakte, lebende Familie degeneriert die Kirche und wird zweckdienlich
missgestaltet. Mit Liebe wird die Ikone in jedem Raum aufgestellt und nicht aufgehängt. Durch sie wird die heilige Anwesenheit der dargestellten Persönlichkeit, auch mit einer
Verbeugung, ehrenvoll begrüßt!
Die zweite Kirche ist der reich geschmückte Prachtbau, wo die Mysterien empfangen und die Feste gefeiert werden sowie das christliche Sein gebildet wird. Unter dem lebensspendenden Kreuz steht in allen Kirchen die Ikonostase: Sie bringt die Anwesen- heit des gesamten Teils der himmlischen Kirche, ein Ort der Verschmelzung Gottes mit der menschlichen Wirklichkeit. Früher war die liturgische Ikonostase allgemeingültig für die gesamte Christenheit. Ohne Ikonostase ist der Gottesdienst ein "erzwungener Not- falldienst", der so heute zum "verstandesmäßigen Menschendienst" wird.

14

D i e  H e i l i g e  I k o n e

Das Christentum offenbart das Mysterium der Kirche im Glaubensbekenntnis, verfasst von den heiligen Kirchenvätern auf dem Ökumenischen Konzilen zu Nicäa (325) und Konstantinopel (381). Artikel 9: "Ich glaube an eine, heilige, allumfassende und Aposto- lische Kirche". Die Begriffe: Allumfassend und Apostolisch, -haben durch den Sohn Gottes Jesus Christus mit der Gründung und Gestaltung SEINER KIRCHE zu tun. Jesus
Christus hat die Kirche aus zwei Hälften durch den neuen Bund zusammengefügt als Begegnungsstätte für die göttliche und die menschliche Natur, damit keine Rechthaber sie zerstören können!
Das Drama der Kirche ist, dass die Theoretiker versuchen auch heute noch den irdischen Teil zu modernisieren, sie denken real und bauen eigene logische Kirchen (besser als Christen es schaffen können) und dann verteidigen Sie diese mit allen Mitteln und "Wahrheiten". Für lebende, denkende und liebende Christen (menschlich und göttlich zugleich) sind solche "Machenschaften" unmöglich. Dass die Kirche heilig ist, haben die Gelehrten, die Theokraten übersehen, dass das Heiligtum ein Gnadenakt Gottes und für Christen Sinn und Lebensinhalt der Kirche ist, haben sie nie begriffen.
Aus der Einheit der himmlischen und irdischen Kirche ist auch die Ikone erstanden. Sie
ist immer mit der Person geistlich verwandt und bleibt Eigentum und Wirkungskreis des Dargestellten! Weil der Mensch ohne Heiligtum nur "armselig" leben kann, wird auch die Ikone heute wieder aktuell, weltbekannt und eifrig gesucht. Immer mehr Menschen ahnen, dass die heute und hier sterilisierte Kirche, durch die Wärme der Heiligkeit noch zu retten, zu reformieren ist ("Rückkehr zur Natur").
Die Ikone ist aktiv, dynamisch und bringt in unser Lebensraum: Die Geborgenheit der Liebe, das Licht der Freude und der Selbstachtung vor Gottes-Schöpfung. Das können auch die "amtierenden treuen Beamten" nicht bestreiten.

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Ikonen-Schreiber

Als erste Ikonen-Schreiber sind zu nennen die heiligen Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Dies mag zunächst befremdlich erscheinen. Warum Ikonen- Schreiber?
Das sollen die heiligen Evangelisten gewesen sein? Sie haben doch keine Ikonen ge- schrieben bzw. gemalt!? Wohl haben sie Ikonen geschrieben! Sie haben Wort-Ikonen,
Wort-Bilder geschrieben. Die Evangelisten geben uns eine Beschreibung, ein Wort-Bild, einen Aufriss, eine Zeichnung (graphe) der heiligen Gestalt des Erlösers und seiner Heilstaten.
"Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater, voll Gnade und Wahrheit. Denn das Gesetz ist durch Moses gegeben worden, die Gnade und die  Wahrheit ist durch  Jesus Christus geworden..."(Joh.1,1,14 und 17)
"...Philippus sagt zu ihm: "Herr, zeige uns den Vater, und es genügt uns." Jesus sagt zu ihm: "Schon so lange Zeit bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: "Zeige uns den Vater?" (Joh.14,8-9)
"...Er ist das Bild des unsicht baren Gottes, der Erstgeborene vor aller Schöpfung." (Kol. 1,15)
Auch den heiligen Apostel Paulus können wir im oben genannten Sinne Ikonen- Schreiber nennen. Die heiligen Schriftsteller des NT künden vom inkarnierten ewigen Logos Jesus Christus, der Ikone des unsichtbaren Gottes. Die ganze "christliche Theologie" ist auch Ikono logie, da sie doch ohne Christus, den inkarnierten Logos, der Ikone des unsichtbaren Vaters, nicht möglich wäre. Jesus Christus ist als Eikon (Ikone) Abbild und Urbild. Ein Abbild des Vaters und Urbild des Menschen.
"...Wir alle aber, die wir mit unverhülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wider- spiegeln werden, werden in das gleiche Bild verwandelt von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie es vom Herrn aus geschieht, welcher Geist ist" (2.Kor.3,18)
"...Unter ihnen, den Ungläubigen, hat der Gott dieser Welt den Sinn verblendet, damit ihnen nicht erstrahle, das helle Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit Christi, der da ist das Bild Gottes" (2.Kor. 4,4).
Das durch den Sündenfall verdunkelte Ebenbild Gottes, der Mensch, wird durch die Erscheinung, Inkarnation des Göttlichen Logos Jesus Christus wieder zum Leuchten gebracht.
Des Menschen Ziel ist es, ein Christophoros, Christus-Träger zu werden. Diejenigen Menschen, die wir die Heiligen nennen, insbesondere die Heilige Gottesgebärerin und immerwährende Jungfrau Maria, die vom Heiligen Geist begnadeten Menschen, deren Gottebenbildlichkeit herrlich aufleuchtet, sind wirkliche lebendige Ikonen. Die Heiligen- verehrung in ihrem Wesen ist immer eine Verehrung Jesus Christi selbst...
Deshalb kann es auch keinen Ikonen-Maler geben.  Was ist nun die Aufgabe des Ikonenschreibers?
Wir sprechen nun vom Ikonen-Schreiber, der mit Pinsel und Farbe schreibt: Auch er ist ein Evangelist (Evangelist, d.h. Verkünder des Evangeliums, sollte jeder Christ sein, in dem Offenbarmachen seines Glaubens) und sein Dienst ist ein priesterlicher. Der Ikonen- Schreiber ist ein Handwerker; ein Hand-Werker, kein "Künstler". Das Ikonen- Schreiben ist ein Hand-Werk. Doch nicht SEINER Hände Werk. Sein Handwerk ist Mäeutik: Seine Aufgabe ist die eines Geburtshelfers. Er verhilft einem Wesen zum Dasein und als solcher muss er ein wahrer Künstler sein; kein bloßer Artist. Der Ikonen-Schreiber ist gebunden an die “paradosis” (Überlieferung) an den "Nomos" seiner Tradition. Er hat aber einen sehr weiten Spiel-Raum  innerhalb des "Nomos" (Herkommen, Art, Ordnung, Weise, Melodie).
Sein Schöpfertum wird nicht vernichtet, nicht versklavt. Ja, sein Schöpfertum wird un- erschöpflich, da der Geist Gottes die menschliche Natur nicht vergewaltigt, sondern verwandelt, verklärt (Verklärung -metamorphosis), um-bildet in eine höhere “morphe” (Gestalt, Form, äußere Erscheinung, Bild; Schönheit, Anmut; Qualität).

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Denken ist menschlich!

Glücklich sind die Ameisen: Sie haben den Staat aufgebaut, eine "Demokratie geschaff- en, den Sozialismus verwirklicht, die Arbeitsmoral vollendet -
Denkvermögen haben sie nie gebraucht...und wir!?

Die I k o n e  ist christlich und wir - was ist das  C h r i s t e n t u m?

Seitdem die Kirchen, anstatt Gott zu dienen, Menschendienst praktizieren und belehren, wissen wir nur das, was die Autokraten wollen. Ein Gremium hat das Machtmonopol über das Mysterium  K i r c h e  übernommen, eine eigene Wahrheit erfunden und das Volk von untertänigen "mündigen" Bürgern geschaffen. Fromm und brav sollen, ja müssen die entmündigten Gläubigen den religiösen Pflichten nacheifern - wie soll das gehen? 
Das  S c h l i m m s t e aber, was die  D o g m a t i k e r  verbrochen haben, ist, dass sie lehramtlich erklärt haben: G o t t  hat uns das L e b e n  geschenkt!
Barbarisch wird damit das Verhältnis zwischen Mensch und Gott, die durch Gottes Sohn geschlossene Gemeinschaft, zerstört. 
D e r  n e u e  B u n d  w i r d  e n t w e r t e t!
Gott hat uns das Leben nicht geschenkt, sondern für kurze Zeit  g e l i e h e n, damit wir
Bewusst unsere Zukunft gestalten - können! Es wurde theologisch verschwiegen, dass die Christen nicht sterben, dass Gott Leben ist! 
O h n e  G o t t g i b t  e s  k e i n  L e b e n!
W e n n  w i r  l e b e n  i s t  G o t t  a n w e s e n d !
Um die Unsterblichkeit feierlich zu Empfangen, hat Jesus Christus für uns seine Kirche aufgebaut...und was machen wir?
Wir betreiben Politik und Diplomatie und reden und reden über "die Liebe"!
- Auch zum festlichen Empfang der Gnade Gottes wurde uns die würdige Ikone geliehen!

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Lieber Besucher!

Ein Sprichwort sagt: "Reden ist Silber, Schweigen ist Gold" - Schweigen kann auch zum Verbrechen werden! Es wird uns verschwiegen, dass die Machthaber, die Recht- haber und alle Beamte alle Religionen, Konfessionen, Kirchen, Sekten, Glaubens- Lehren, Theologien, Ideologien und Traditionen erfunden, erdacht haben und mit allen Mitteln verteidigen oder je nach Bedarf verändern.
Die Intellektuellen haben damit nicht nur sich selbst in den Sumpf der Mystik und des theologischen Urwaldes gebracht, sie haben auch gutgläubigen Menschen das Denken abgewöhnt und sie "freiwillig" gezwungen, die "richtige" Lehre (welche) zu wählen.
Auch die Humanisten haben das  G e f ü h l  d e r  L i e b e  Gott vermenschlicht und zum Richter, Polizist, Arzt, Wächter, Verursacher, Sündenbock, Märchenonkel  oder Super- mann befördert. So sitzt der  "liebe Gott"  auf seiner Wolke, mit weißem Bart und passt auf, dass der Apostel Petrus die richtigen Tore öffnet oder das Wetter zünftig "kocht". Wenn der Apostel ein Sauwetter schafft, erscheinen im Ikonenzentrum einige Besucher mehr als sonst. Vor dem Regen versteckt, suchen sie Unterhaltung oder wollen Kaffee und Kuchen genießen...doch das gibt es in Kautenbach nicht - mehr.
Dass es im Ikonenzentrum nicht um die Ikone geht, sondern das Christentum der Ikone, das begreift niemand? Denken..? Dass die Ikone aus der heiligen-christlichen Über- lieferung kommt und nicht aus  G e f ü h l e n  lebt, sondern aus dem Zustand der Wahr- heit, der Weisheit, der Freiheit und der Liebe, verstehen die wenigsten Mitmenschen.
Was geht uns das Christentum an? Wir wissen alles und haben Recht! W i r  s i n d : Human, religiös, tolerant, sozial, lieb, süß und nett, das ist doch sehr bequem und praktisch...oder?